Die Hufe meines Pferdes brechen immer wieder aus und keiner weiß wieso!
Auf einmal ist das Horn ganz brüchig. Nach ein paar Metern Schotterweg ist schon wieder eine Stelle ausgebrochen. Das Pferd mag auch nicht mehr laufen, auf festen oder Schotterboden ist es besonders schlimm.
Der Hufschmied rät zum Hufbeschlag. Mit Beschlag läuft das Pferd dann wieder gut. Doch auf einmal ist ein Eisen weg und ein Großteil vom Huf gleich mit. Der Huf ist so stark ausgebrochen, dass kein Beschlag mehr darauf hält und was jetzt?
Der Tierarzt war da und hat ein Blutbild gemacht und da wurde vielleicht Selenmangel festgestellt. Biotin wurde sowieso schon gefüttert, also gibt es jetzt auch noch Selen. Die Hufe werden aber trotzdem nicht viel besser. Das Pferd hat eben schlechte Hufe. Seit es wärmer geworden ist, machen Sie jetzt schon damit rum und jetzt ist es schon bald wieder Herbst. Dass es im Stall sauber und trocken ist und auch das Futter von guter Qualität ist, versteht sich von selbst.
Zum Winter hin brechen die Hufe jetzt nicht mehr ganz so stark aus und ein Beschlag könnte halten. Bis zum Frühjahr ging es mit den Eisen und reiten war auch möglich. Doch kaum, wenn die Tage wärmer und schöner werden, ist wieder ein Eisen weg und jede Menge Huf mit und die anderen Drei?
Jetzt könnte man auch schreiben „alle Jahre wieder“
Alle Jahre wieder gibt es Pferde die hauptsächlich von Frühjahr bis Spätherbst Probleme mit brüchigen Hufen haben. Hierbei handelt es sich nicht um Biotin- oder Selenmangel, auch sind die Hufe nicht schlecht.
Falls nur ein Teil der beschriebenen Symptome auf Ihr Pferd zutreffen, dann sind die Hufe Ihres Pferdes höchstwahrscheinlich mit einem Pilz befallen, bzw. es befinden sich mehr Pilze auf dem Huf und in der Hornwand, als er ertragen kann. Der Pilz zerfrisst die Hornwand von unten beginnend bis ca. 3 cm nach oben verlaufend. Der Huf bricht in der Regel nicht höher als 3-4 cm aus. Dies hat allerdings zufolge, dass der Tragerand stellenweise fast gar nicht oder nur in Bruchteilen vorhanden ist. Das Pferd steht dadurch viel zu stark auf der Sohle und ein laufen, besonders auf festem oder Schotterboden ist schmerzhaft. Der Huf insgesamt ist zu kurz, was sich dadurch erklärt, dass alles nachschiebende Horn vom Pilz wieder zerstört wird.
Das ausgebrochene Horn sieht ausgefranst und blättrig aus, von außen kann man ( besonders bei hellen Hufen ) im unteren Bereich dunkle Stellen sehen. Darin wohnt der Pilz und fühlt sich wohl.
Wenn man hier mit der Raspel daran geht, blättert das Horn in der Regel weg und schlimmsten Falls auch ganz viel. Man kann es mit einem Holzwurm vergleichen, der sich munter durch das Holz frisst und Mehl zurück lässt. Bei einem Huf wird eben alles Bruch. Die weiße Linie ist oftmals auch befallen.
Das erkennt man daran, dass sie nicht weiß bzw. gelb, sondern eher Schwarz ist. Wobei wenn der Huf beschlagen ist, dies nach der Beschlagsabnahme völlig normal ist und nicht auf ein Pilz hindeuten muss. Wenn der Huf aber für den neuen Beschlag ausgeschnitten wird, sollte schon im großen und ganzen eine weiße Linie erkennbar sein.
Ist das Pferd beschlagen fühlt, sich der Pilz besonders wohl. Pilze gedeihen hervorragend im Luftabschluss (das heißt ohne oder wenig Sauerstoff). Wird ein mit Pilz befallener Huf beschlagen, kann man es auch mit einer Kloake mit Deckel darauf vergleichen. Der Beschlag deckt die weiße Linie und den Tragerand ab. Das ist genau da, wo der Pilz am stärksten ist. Die Nägel, die in der Regel in die weiße Linie eingeschlagen werden, ermöglichen dem Pilz noch zusätzlich einen ungehinderten Zugang in die oberen Bereiche des Hufes.
Das kann dann zur Folge haben, dass der Huf noch schneller geschädigt wird, obwohl das Pferd noch ganz gut läuft. Wenn der Beschlag dann abgenommen wird, kann es passieren, dass zunächst sehr viel Horn ausbricht, bzw. sofort mit dem Beschlag weg ist.
Der Huf ist jetzt eigentlich nicht in der Lage das Gewicht des Pferds nebst Reiter zu tragen. Was sich in der Regel mit fühligem laufen, vor allem auf festem oder Schotterboden zeigt. Lahmheiten sind auch nicht selten. Geschwollene Beine im Bereich des Fesselträgers sind ebenfalls ein deutliches Alarmzeichen, dass hier etwas nicht stimmt.
Wählt man jetzt aus der Not heraus einen Klebeschuh, kann das den vorhandenen Schaden noch deutlich verschlimmern. Der Klebeschuh ist aus Kunststoff und wird rundherum um den Huf aufgebracht ca. 3-4 cm hoch, also genau da wo sich auch der Pilz befindet. Das hat zur Folge, dass der Huf bzw. der Pils jetzt komplett oder jedenfalls zum großen Teil im Luftabschluss ist. Was wiederum für den Pilz förderlich sein kann. Im ungünstigsten Fall ist nach Abnahme vom Klebeschuh der Huf noch wesentlich stärker befallen als vorher. Dies passiert vor allem in den Sommermonaten, wo es sehr heiß und feucht ist.
Feucht warmes Wetter ist für den Pilz ein wahres Eldorado. Auch die Hufe wachsen bei feucht warmen Wetter wesentlich schneller als im Winter. Nur hilft ihm das nichts, wenn alles was wächst, wieder zerstört wird. Im Winter bzw. in der kälteren Jahreszeit ist der Pilzbefall geringer und somit erklärt sich die Besserung. Was aber nicht bedeutet, dass der Pilz weggeht oder nicht mehr vorhanden ist. Man kann es vielleicht mit Winterschlaf vergleichen, sobald es warm wird, ist er wieder gestärkt vorhanden. Die Hufe wachsen im Winter auch weniger, somit leben der Huf und der Pilz wie in einer Symbiose. Damit ist gemeint, der Pilz tötet seinen Wirt nicht.
Die Ursache für den verstärkten Pilzbefall, ist noch unklar. Die Vermutung liegt nahe, dass das Immunsystem zu schwach ist, um sich gegen den verstärkten Pilzbefall zu wehren. Das würde erklären, dass es weder ansteckend ist, noch die Haltungsbedingungen ausschlaggebend sind. Von 30 Pferden im Stall kann es nur ein einziges Pferd haben und da vielleicht nur auf 2 Hufen.